Die natürliche Entwicklung des Kindes im Alltag kann am besten gefördert werden, indem es erfahren darf, dass es so viel wie möglich alleine machen darf. Schon die Reformpädagogin Maria Montessori hat entdeckt, dass das Kind ein Umfeld - die vorbereitete Umgebung - benötigt, um selbständig tätig zu werden. Ganz praktisch bedeutet das, dass das Kind selbständig - ohne zu fragen - an sein Spielzeug gelangt, um mit ihm zu spielen. Falsch wäre es, das Spielzeug auf hohe Regale zu stapeln, so kommt es ja nicht selbständig hin. Kinder sind von Natur aus neugierig und möchten alles auf eigene Weise entdecken und ihre Umgebung selbständig erkunden. Wir kennen alle die Situation, wenn morgens die Zeit knapp ist. Schnell verfallen wir Erwachsenen in den Modus unsere Kinder anzutreiben und selbst z.B. die Schuhe des Kindergartenkindes zu binden, einfach weil es schneller geht. Oder das Schulkind schnell in die Schule zu fahren, statt es selbst mit dem Fahrrad fahren zu lassen. Kinder benötigen Freiheit, ihren Charakter zu entwickeln und um die Welt zu begreifen. Wir - wenn wir uns wie Helikopter-Eltern verhalten - würden dies nicht fördern. Das Kind sollte mit seinen Entwicklungsbedürfnissen jederzeit im Mittelpunkt stehen, die Rolle der Eltern dabei ist lediglich die der Beobachter und Unterstützer, d.h. möglichst wenig Hilfe dem Kind anbieten und darauf vertrauen, dass das Kind die Herausforderungen und Aufgaben schafft. Notwendige Entwicklungsschritte muss das Kind selbst machen, es soll seiner inneren Motivation folgen dürfen. Also heißt es immer wieder für uns Erwachsene, dass wir uns zurücknehmen müssen und aushalten müssen, dass das Kind eigenständige Enscheidungen trifft.
Allgemeine Anregungen für den Alltag:
* Dinge so aufbewahren, dass das Kind sie selbst erreichen kann
* Einfache Spielideen anbieten, aber das Kind entscheiden lassen, was es spielen möchte
* Langeweile ertragen lernen, die Zeiten der vermeintlichen Langeweile dient dazu, dass das Kind sich ausruht, oder überlegt oder oder... ein Kind ist nicht automatisch nicht aktiv, nur weil es ruhig da sitzt
* Alltagsgegenstände in passender Größe bereitstellen: Besteck, Geschirr, Scheren, Werkzeug, die in Kinderhände passen
* Das Bett oder die Matratze bodennah aufstellen, damit das Kind selbst ein- bzw. aussteigen kann
* Spiegel auf Augenhöhe des Kindes anbringen
* Zeichnungen, Bilder auf Augenhöhe des Kindes aufhängen
Tipp: Versuchen Sie Ihre Wohnumgebung aus der Perspektive ihres Kindes zu sehen
Was braucht mein Kind von mir?